GESCHICHTE - TOMMY aus Mexico...

Zubehör und Adressen...
Antworten
Benutzeravatar
Sparky
Moderator
Moderator
Beiträge: 3904
Registriert: Fr 10. Sep 2010, 13:47
Wohnort: Rheinisch Bergischer Kreis

GESCHICHTE - TOMMY aus Mexico...

Beitrag von Sparky »

Juni 2009

Tommy der mexikanische Straßenhund

Mein Name ist Sonja und ich lebe nun schon seit 1991 in Mexiko. Mexiko ist ein wunderschönes Land, leider sind die Leute jedoch sehr nachlässig, was ihre Kinder und vor allen Dingen ihre Hunde angeht. Deswegen gibt es hier leider sehr viele Straßenhunde. Es bricht mir es das Herz dieses Elend zu sehen und so begann ich vor vielen Jahren Straßenhunde aufzunehmen. Leider kann ich nicht alle behalten, ich pflege sie gesund, bade und fütterte sie, bringe sie zum Kastrieren und Impfen und vermittele sie später weiter an liebevolle Menschen.
Eines Tages stand Tommy vor mir und bettelte mich um Futter an. Ich befand mich auf der Arbeit und hab im zunächst mein Mittagessen geschenkt. Als ich Tommy zum ersten Mal sah, dachte ich "armes Tier". Schön war er nicht, total verdreckt, verfilztes Fell, Flöhe wo man hinsah und so nannte ich in Pulgas, "Floh" auf Deutsch.

Aber ganz ehrlich gesagt hatte ich nicht vor, ihn mitzunehmen. Naja, sein Fressen hat er bekommen, aber da er unseren damaligen Chef angeknurrt hat, dachte ich, dass hat wohl keine Zukunft mit uns. Ausserdem war er kastriert und ich dachte, er müsse wohl ein Zuhause haben.
An einem Abend regnete es fürchterlich und der kleine Tommy sah wirklich schrecklich aus und zitterte vor Angst. Mein Mann und ich sahen uns in die Augen und wir wusste, dass wir ihn einfach mitnehmen mussten.
Am nächsten Morgen wurde er erst mal gebadet und siehe da, da kam ein richtig schöner kleiner weißer Mischling heraus. Man musste ihn einfach lieben und so wurde er ein Familienmitglied. Sein Name passte nun überhaupt nicht mehr zu ihm und so nannten wir ihn "Tommy"!

Bild

Tommy hatte mit anderen Hunden kein Problem, von fremden Menschen lässt er sich aber nicht anfassen und das ist gut so, denn hier werden ja sehr gerne schöne, saubere und vor allem Rassehunde gestohlen und Tommy war nun wirklich ein sehr schöner Hund.

Leider war Tommy auch ein Ausreißer und er brauchte ab und zu seine Freigänge. Er war es ja wohl sehr lange gewöhnt frei zu leben.

Eines nachts wachte ich auf und sah aus dem Schlafzimmerfenster. Ich sah Tommy im Garten auf dem Rasen rutschen, nicht gehen, sondern sich auf den Vorderbeinen voranschleifen! Ich rannte schnell im Nachthemd raus und er brach in diesem Moment erschöpft zusammen. Am nächsten Morgen fuhr ich mit ihm sofort zum Tierarzt der feststellte, dass er seine Hinterbeine nicht mehr bewegen konnte. Eventuell ein Biss einer giftigen Schlange oder Spinne, leider konnte man das nicht mehr feststellen. Leider können Hunde ja nun mal nicht reden, also wird dies immer ein Rätsel bleiben.

Bild

Tommy ist nicht mehr der Jüngste, immerhin 12 – 14 Jahre alt, deshalb redete der Tierarzt auf mich ein, ihn einschläfern zu lassen. Das kam aber für mich überhaupt nicht in Frage, da er ja sonst putzmunter war und offensichtlich keinerlei Schmerzen hatte. So trug ich den Kleinen nach Hause und weinte erst mal eine lange Zeit, ich wusste nicht was zu tun.

Ich erzählte das ganze Drama meiner Freundin Brigitte in Kanada, welche dort den Waschbären und anderen Tieren hilft. Zum ersten war sie auch dagegen den armen Tommy einschläfern zu lassen. Nein, im Gegenteil! Brigitte setzte sofort einen Hilferuf in ein Forum! Viele Tierfreunde wollten Tommy helfen.

Manchmal konnte ich meinen Tommy nicht mehr zusehen wie er sich am Boden dahinschleppte. Nach einigen Wochen schrieb mir Brigitte sie hätte eine Firma gefunden die Rollstühle für Hunde anfertigt. Das hörte sich sehr gut an, doch das kam für mich nicht in Frage, wie sollte ich das alles bezahlen? Ich hatte ja schon 5 Hunde zu ernähren und nicht zu reden von den vielen, die außerdem auf der Straße meine Hilfe brauchen.

Brigitte, welche eine ganz besonders liebe und herzensgute Person ist, dachte nie an eine Bezahlung. Es sollte ein Geschenk für Tommy sein. Ohh, das konnte ich doch nicht annehmen, wir kannten uns doch erst ein paar Monate und nicht mal persönlich. Aber Brigitte überredete mich und ich stimmte zu! Tommy bekam eine 3. Chance.

Brigitte verhandelte mit der Firma und diese netten Menschen schenkten Brigitte und Tommy den Rollstuhl.

http://www.hunderollwagen.de

Wir haben uns alle so gefreut, da es auch noch kurz vor Weihnachten war. Im Januar kam dann endlich der Rollstuhl für Tommy und wir bauten ihn sofort zusammen.

Bild

Doch leider hatte Tommy große Angst vor seiner Gehhilfe, er konnte dieses Gefährt einfach nicht leiden. Normalerweise freut sich mein süßer Tommy immer sehr, wenn ich zu ihm komme, aber zu dieser Zeit ergriff er sofort die Flucht, wenn ich ihm den Rollstuhl nur zeigte. Ich ließ ihn dann neben ihm stehen und erklärte ihm, das der Rollstuhl sein Leben verändern würde. Doch sobald ich ihn hochheben wollte fing er wie wild an zu knurren und zu zappeln. Naja, ein Leichtgewicht ist er nicht und deshalb war es unmöglich in in den Rollwagen zu verfrachten. über eine Woche versuchte ich es, doch leider ohne Erfolg. Wir gaben aber nicht auf und Anfang Februar nahm mein Mann das ganze in die Hand.
Raúl, mein Mann, ist mit unseren beiden großen Hunden "Mosco" und "Tommy" immer gelaufen. Raúl hat sich zu Tommy gesetzt und ihm geduldig erklärt, dass er mit dem Rollwagen wieder mit ihm auf die Straße kann und ich denke wirklich das Tommy ihn verstanden hat. Schließlich ließ er sich hochnehmen und in den Rollwagen festschnallen.
Siehe da, Tommy wedelte sogar mit seinem Schwanz vor Freude und das hatte er seit 5 Monaten nicht mehr gemacht. Endlich konnte er wieder dorthin, wonach er sich gesehnt hatte, hinaus, auf die Straße!

Bild

Tommy saß nun in seinen Rollstuhl und er sauste rum wie Daniel-Düsentrieb. Autos und Menschen auf der Straße blieben stehen, hier hat noch keiner einen Hund im Rollstuhl gesehen. Tommy war überglücklich wieder so schnell und unabhängig zu sein, wie vor seiner Krankheit.
Vor Freude musste ich weinen und lachen. Tommy war so schnell das wir wirklich Mühe hatten ihn einzuholen. Meist bleibt er aber irgendwo stecken und das gab uns die Möglichkeit ihn einzuholen.
Andere Hunde liefen erschrocken weg, wenn Tommy sie begrüßen wollte. Aber der ließ sich einfach nicht beirren.

Bild

Am Wochenende hat Tommy nun immer seinen Ausgangstag und er kann es kaum erwarten. Er versucht wie früher zu springen (nur mit den Vorderpfoten) und er freut sich schon wenn er von weitem den Rollwagen sieht. Leider können wir ihn nicht alleine rumlaufen lassen, wer weiß wo er stecken bleibt!

Raúl spielt immer mit den Hunden Ball du hättest den Tommy sehen sollen, der springt auf zwei Beinen hoch und hüpft und hüpft ohne müde zu werden. Es ist eine große Freude.

Wenn ich heute den Rollwagen hole freut er sich so, das er mir fast ins Geschirr springt. Ohne Widerworte lässt er sich hochheben und in den Stuhl setzen. Er rennt sofort los wie ein Wahnsinniger und mein Raúl muss ihn begleiten.

Bild
Der Tommy hat wieder so viel Spaß am Leben!


© 2008, Text und Bilder: Sonja Walrab / Mexiko
Schnauzenliebe Grüße
Doreen

Wundern muss ich mich sehr, dass Hunde die Menschen so lieben; denn ein erbärmlicher Schuft gegen den Hund ist der Mensch.

Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand

Wenn du einen verhungerten Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beißen.
Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.


Bild
Antworten